Differenzierte medikamentöse und interventionelle Schmerztherapie
Abhängig vom Ort und der Ursache der Schmerzentstehung sind unterschiedliche Nervensysteme und Botenstoffe an der Entstehung und Weiterleitung der Schmerzempfindung beteiligt.
So hat zum Beispiel der durch eine Entzündung hervorgerufene Schmerz eine andere Qualität als der durch Druck verursachte.
Schmerzen, die in Muskeln entstehen, fühlen sich anders an, als solche aus Eingeweiden. Sind Nerven direkt betroffen, resultiert ein ganz charakteristischer Schmerz.
Ebenso wie Ursache und Empfindung unterschiedlich sind, so kann die Ansprechbarkeit auf verschiedene Medikamente variieren.
Häufig lässt sich durch eine genaue Befragung und Untersuchung herleiten, ob eher ein entzündungshemmendes Schmerzmittel oder ein sehr starkes Medikament, das an körpereigenen Andockstellen für schmerzhemmende Botenstoffe ansetzt, Erfolg verspricht.
Leider hat in der Medizin jedes wirksame Medikament auch Nebenwirkungen. Da bei der chronischen Schmerzkrankheit Medikamente nicht selten über längere Zeiträume gegeben werden müssen, sollten auch Begleiterkrankungen der Patienten bei der Auswahl berücksichtigt werden.
Bei durch direkte Nervenschädigung hervorgerufenem Schmerz können auch bestimmte Medikamente lindernd wirken, die in der Nervenheilkunde sonst zur Behandlung anderer Krankheitsbilder eingesetzt werden.
Es hat sich gezeigt, dass bei der Therapie der chronischen Schmerzkrankheit die Gabe von langwirksamen Medikamenten nach einem festen Zeitschema am effektivsten ist.
Angestrebt wird ein möglichst gleichmäßiger Blutspiegel des Wirkstoffes.
Bei verschiedenen Kopfschmerzformen, wie etwa bei der Migräne oder auch bei Spannungskopfschmerzen, sollten Medikamente zur Behandlung des akuten Anfalls nicht zu häufig eingenommen werden, da sonst ein eigenständiger sogenannter medikamenteninduzierter Kopfschmerz entstehen kann.
Neben der konsequenten Anwendung nichtmedikamentöser Verfahren sind dann Mittel angezeigt, die die Zahl und Schwere der Kopfschmerzattacken reduzieren können. Diese Medikamente zur Prophylaxe sind keine eigentlichen Analgetika und werden meist in anderen Gebieten der Medizin, wie zum Beispiel der Inneren Medizin angewendet.
In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, zeitweilig den fortwährenden Einstrom von Schmerzimpulsen über die Nerven zu durchbrechen. Das im Gehirn zugehörige Schmerzgedächtnis verkleinert sich, der Körper kann chronische Schmerzen wieder "verlernen".
Dazu werden örtliche Betäubungsmittel verwendet, die in die Nähe der betroffenen Nerven gespritzt werden. Für die Wirkdauer dieser Mittel findet keine Weiterleitung von Nervenimpulsen statt. Da Nerven in der Regel verschiedene Funktionen haben, wie auch die Leitung von Berührungsempfindungen und die Steuerung der Muskelaktivität, können Bewegungseinschränkungen und Gefühlsstörungen während der Wirkdauer auftreten.
Abhängig vom Ursprungsort der Schmerzen wird die Nervenblockade am Endast, entlang der großen Nervenstränge der Extremitäten oder in der Nähe des Austritts aus dem Rückenmark durchgeführt.